Diplomarbeiten Projekte
Diplom Wintersemester 2010/11
Grenzgänger
Diplomarbeit von Caroline Perret
Studiengang Industrial Design
Wintersemester 2010/11
In der alltäglichen Praxis schenken wir den meisten Dingen, die uns umgeben, keine besondere Beachtung. Wir sind allumfassend ausgestattet – es gibt für beinahe jeden Zweck einen bestimmten Gegenstand, mit dessen Aussehen wir wiederum genauestens vertraut sind. In den wenigsten Fällen halten wir uns deswegen mit einer eingehenden Betrachtung auf – warum auch, wir wissen ja, wofür diese Dinge „da“ sind. Gegenstände sind in unserer Wahrnehmung nahezu gleichbedeutend mit ihrer Funktion geworden. Wir sehen in einer Tasse keinen offenen Zylinder mit einem Henkel, sondern automatisch ein Gefäß zum Trinken.
Wenn man sich jedoch aus seiner gewohnten Umgebung und insbesondere seinem eigenen Kulturkreis bewegt, wird man mit Gegenständen konfrontiert, deren Nutzung man nicht einordnen kann. In fremden Umgebungen faszinierten mich schon immer diese nicht zu kategorisierenden Dinge. Mich fesselte die daraus resultierende Loslösung von der Funktion, die pure Existenz dieser Dinge. Sie waren nicht vordefiniert, sondern Formen, in die man etwas „reinlesen“ konnte, und schienen darauf zu warten mit einer „Funktion“ aufgeladen zu werden.
Als Resultat dieser Eindrücke begann ich mich zunehmend mit Dingen auseinanderzusetzen, deren Funktion nicht lesbar ist. Dinge, die weder funktionslose (Kunst)objekte sind noch Gebrauchsgegenstände. Scheinbar absurde Proportionen und Kompositionen, die aber gleichzeitig gewohnte Merkmale aufweisen – oder es auch nur so erscheinen lassen, als täten sie dies.
Meine Arbeit ist ein Versuch, sich der Beschaffenheit dieser Dinge zu nähern, ihre Eigenheiten herauszufinden und auf dieser Basis etwas Greifbares zu schaffen, das die Faszination dieser Grenzgänger zum Ausdruck bringt: Dinge, die kombinieren, die funktionieren und doch abstrakt bleiben. Dinge, die Fragen aufwerfen und uns zum Nachdenken anregen.